Eine relativ höhepunktarme erste Halbzeit und eine turbulente zweite Spielhälfte ergaben gestern Abend unter dem Strich einen hart erkämpften 3:2 (1:1)-Auswärtserfolg für unsere 1. Mannschaft beim FC Nieheim. In Unterzahl sorgten dabei zwei späte Elfmetertore durch Gorji für Erleichterung.

Für den SCV war klar, dass man auf einen Gegner treffen würde, der an guten Tagen aufgrund der individuellen Klasse einiger Spieler in seinen Reihen jede Mannschaft in der Bezirksliga schlagen kann. Tabellenplatz zehn unterstreicht jedoch auch, dass die Wiebusch-Elf dieses Potenzial in der laufenden Saison zu selten abrufen konnte. Dennoch gingen die Blau-Gelben respektvoll in die Partie. Erstmals mit Welker, Leinung und Gorji in der Startelf war die Ausrichtung auf dem Papier durchaus offensiv gewählt, auf dem Feld wartete man zunächst jedoch ab und störte den Gegner erst spät im Spielaufbau. Dann aber mit aller Konsequenz. So sollte auch die Führung für die Radtke/Jost-Elf entstehen. Welker setzte energisch gegen Nieheims Tuncel nach und luchste ihm so 20 Meter vor dem Tor den Ball ab. Leinung wartete in der Mitte schon vor dem leeren Tor, doch Welker entschied sich gegen einen Querpass und stattdessen dafür, Ex-SCV-Keeper Heisener im Nieheimer Tor zu umkurven. Aus spitzem Winkel netzte er dann zum 0:1 ein (13.). Auch nach dem Rückstand ließen Nieheims Individualisten immer wieder ihr Können aufblitzen. Basdas, Kaynak oder Cesa hatten allesamt ansehbare Einzelaktionen, scheiterten aber in der Regel an der vielbeinigen SCV-Defensive. Nur einmal hatte man Kaynak aus dem Auge verloren, als er nach einer Flanke von der linken Seite mutterseelenallein vor Türk auftauchte und trocken per Direktabnahme zum 1:1 vollendete (23.). Dieses Ergebnis hatte dann bis zur Pause Bestand, was auch daran lag, dass der SCV seine Ballgewinne im Mittelfeld nicht gewinnbringend nutzen konnte bzw. der letzte Pass keinen Abnehmer fand.

Durchgang zwei begann dann mit einer Kuriosität. Der Unparteiische Ishak Karahan unterbrach nach wenigen Minuten die Partie erneut, um sich hinter der Stehtribüne kurzerhand zu erleichtern. Eine Szene, die man auch nicht alle Tage sieht. Rund zehn Minuten später sollte Karahan erneut im Mittelpunkt stehen. Kevin Kleinert ging am Strafraumeck gegen Cesa runter und konnte die Situation auch vermeintlich mit seiner Grätsche bereinigen. Mit ein paar Sekunden Verzögerung pfiff Karahan dann jedoch Elfmeter. Eine zumindest sehr strittige Entscheidung, da Kleinert klar den Ball spielte, bevor er auch den Gegner traf. Nieheims Routinier Ufuk Basdas nahm dankend an und verwandelte den Elfmeter zur 2:1-Führung (66.). Ärgerlich, dass Julian Wiehmeier in dieser Szene wegen Reklamierens seine fünfte gelbe Karte sah und so im nächsten Spiel zum Zuschauen verdammt ist. Doch es wurde noch bitterer für den SCV. Erst hatte Leinung unmittelbar nach dem Rückstand auf Flanke vom eingewechselten Dino Nesic die Riesenchance auf die direkte Antwort, verzog aber aus zwölf Metern. Dann nahm er sich selbst innerhalb von fünf Sekunden aus dem Spiel. Nach einer Diskussion mit dem Unparteiischen sah dieser sich gezwungen, Leinung erst mit der gelben Karte zu verwarnen, um ihn unmittelbar im Anschluss für seine Reaktion darauf mit der Ampelkarte des Feldes zu verweisen (71.). In Unterzahl ging es nun also darum, sich gegen die drohende Niederlage zu stemmen. Von der Überzahl Nieheims merkte man indes anschließend nicht viel. Es war vielmehr der SCV, der die besseren Reserven vorzuweisen hatte. Immer wieder wurde vornehmlich über Ruwim Dick auf der rechten Offensivseite das Spiel angetrieben. Doch die Zeit tickte unermüdlich gegen die Bekekicker. Gut, dass es noch einen Jan Welker gab. In seiner unnachahmlichen Art sorgte er in der 77. Minute dafür, dass es nun auch Strafstoß für den SCV gab. Heisener konnte einen Fernschuss nur nach vorne abklatschen lassen, Welker setzte nach und fädelte dann geschickt gegen den Keeper ein. Karahan zeigte auf den Punkt, doch auch hier muss man fairerweise eher von einer Konzessionsentscheidung sprechen. Gorji war es egal. Er nahm sich das Leder und vollendete trocken vom Punkt zum 2:2, keine Abwehrchance für Heisener. Das Spiel war wieder ausgeglichen und die Gäste glaubten sogar wieder an einen möglichen Auswärtssieg. Zunächst galt es aber auf der Gegenseite die Luft anzuhalten. Der eingewechselte Isik gab einen Fernschuss ab, der nur Zentimeter über das Tor von Türk strich (84.). Die spielentscheidende Szene geschah dann kurz vor Ablauf der neunzig Minuten. Noch einmal war es Dick, der auf der rechten Seite gegen Ovenhausen-Martinez nachsetzte und den Ball eroberte. Im anschließenden Zweikampf stellte sich der Nieheimer Verteidiger ungeschickt an und ließ Dick über die Klinge springen. Der Kontakt fand wohl knapp außerhalb des Strafraumes statt, Karahan verlegte den „Tatort“ jedoch in die Box und entschied erneut auf Elfmeter für den SCV. Wieder trat Gorji an und jagte das Leder stramm zentral in die Maschen, 3:2 (88.). Eine wahnsinnige Moral der zehn verbliebenen Akteure in blau-gelb sorgte dafür, dass das Spiel erneut kippte. Jetzt galt es noch die fünfminütige Nachspielzeit zu überstehen. Nieheims Spielertrainer Raffaele Wiebusch hatte sich mittlerweile selbst eingewechselt und kam sogar noch einmal in aussichtsreicher Position zum Abschluss. Sein Kopfball ging aber knapp neben das Gehäuse (93.). Kurz darauf war Schluss im Friedrich-Wilhelm-Weber-Stadion und die drei immens wichtigen Punkte gingen mit dem SCV zurück auf die Reise ins Beketal.

In der Tabelle bedeutet das bei nun ausgeglichener Spielanzahl des Spitzentrios drei Punkte Rückstand auf den Tabellenführer Hövelhofer SV und vier Punkte Vorsprung auf den drittplatzierten SV Heide Paderborn. Noch fünf Spiele stehen aus, ein spannendes Saisonfinale scheint garantiert. Denn am Sonntag treffen Heide und Hövelhof im direkten Duell aufeinander, während unser SCV beim arg abstiegsbedrohten RSV Barntrup antreten muss.

Der SCV spielte mit:

Türk – Kleinert (70. Schmidt), Pöppe, Wiehmeier, Dalecki (85. Strate) – Janik, Wegs (46. Nesic) – Gorji, Welker, Dick – Leinung

Tore:

0:1 Welker (13.), 1:1 Kaynak (23.), 2:1 Basdas (66., Foulelfmeter), 2:2/2:3 Gorji (77., Foulelfmeter/88., Foulelfmeter)

Gelb-Rote Karte:

Leinung (71.)

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